Apps entwickeln- die Qual der Wahl
Apps entwickeln – die Qual der Wahl
Apps kennt und nutzt wohl jede/r mehrmals täglich. Sei dies um ein Bahnticket zu kaufen oder um den Social Media Kanal zu checken. App steht für Application und bezeichnet Programme auf dem Smartphone oder Tablet. Der durchschnittliche Smartphone User verbringt 2 Stunden und 15 Minuten auf Apps und hat rund 60 bis 90 Apps installiert. Jedoch wird nur die Hälfte, also 30 Apps, regelmässig genutzt. Die Anzahl verfügbarer Apps liegt im Play Store bei rund drei Millionen (Stand 08/2020) und rund zwei Millionen Apps im Apple Store (Stand 2019). Die Auswahl an Apps ist daher gross. Lohnt es sich also als Unternehmen eine App zu entwickeln und gibt es noch andere Möglichkeiten als die klassische App auf dem Tablet?
Arten von Apps
Bei Apps muss zwischen Native Apps und Web Apps unterschieden werden. Hybride Apps bezeichnen eine Mischform zwischen den beiden.
Native Apps werden auf dem Smartphone der User installiert. Daher werden diese Apps für eine spezifische Plattform entwickelt und durch die üblichen Stores, wie beispielsweise den von Apple oder Play von Android, vertrieben. Diese Art von App ist wohl heutzutage jedem bekannt. Ein Beispiel dafür ist beispielsweise WhatsApp oder die SBB App.
Bei (progressiven) Web Apps wird eine Webseite im App-Mantel programmiert. Diese bietet also auch Offline Funktionen wie Push-Nachrichten, welche lange nur von Native Apps genutzt werden konnten. PWA (progressive Web Apps) werden in HTML5 oder JavaSkript programmiert und über den Webbrowser aufgerufen. Die Progressive Web App ist eine Webseite die eine Art Rucksack mit sich trägt. In diesem Rucksack befinden sich relevante Informationen, basierend auf HTML5 oder JavaScript, und die Zielplattform. Dieser Rucksack macht die App – auch offline- funktionsfähig. Über Schnittstellen stellt der Browser die Funktionen für PWAs zur Verfügung, also ist beispielsweise auch der Zugriff auf die Kamera des Gerätes möglich. Migros hat diese Technologie bereits bei der Grillitarier Webseite genutzt.
Hybribe Apps bezeichnet die Kombination von Web Inhalten in einer nativen Umgebung.
Bei der Entwicklung von Apps sind keine Grenzen gesetzt, sei dies mit AR Agumented Reality eine erweiterte oder neue Realität zu schaffen oder mit VR Virtual Reality die wirkliche Realität abzubilden. Jedoch sollte immer das Ziel der App und der User im Mittelpunkt stehen.
Wann macht welche Art von App Sinn
Bei der Entwicklung der App sollte diese auf beide Betriebssysteme, also iOS und Play, programmiert werden, da in der Schweiz die beiden Konkurrenten ungefähr gleich viele Marktanteile besitzen. Dies ist jedoch nur bei der Native App entscheidend.
Native Apps bieten einiges an Vorteilen. Solche Apps bieten eine hohe Performance und einen direkten Zugriff auf die Gerätehardware. Dadurch, dass die App direkt auf dem Smartphone installiert wird, kann diese dem User entsprechend personalisiert werden und damit auch die Werbung im App. Die Daten werden in beliebiger Menge auf den Endgeräten gespeichert. Der Aufbau einer Community und die Interaktion mit der Community sind durch native Apps einfacher. Die Apps werden über die Stores beworben und vertrieben. Gute Apps, die von den Usern bewertet werden, werden somit auch häufiger heruntergeladen, da diese bei den Stores ganz oben angezeigt werden. Der Weg in Top List oder nach ganz oben ist nicht so einfach und je nach Store unterschiedlich. Die Vermarktung und Vertrieb durch den Store kann jedoch auch zum Nachteil werden, da die Apps auch von den Stores geprüft werden und bei Änderungen muss dies auch immer wieder neu geprüft werden, was mit viel Aufwand verbunden ist. Schnell schnell eine Verbesserung oder Behebung von Problemen ist also nicht so einfach möglich. Der Entwicklungsaufwand für native Apps ist hoch, da diese für jedes Betriebssystem anders programmiert werden müssen. Daher sind solche Apps kostspielig. Zudem sind durch die verschiedenen Betriebssysteme und Updates verschiedene Versionen im Umlauf, was bei den Funktionen zu Problem führen kann. Wer jedoch auf eine hohe Performance und Aufbau einer Community setzt, so macht eine native App durchaus Sinn.
Da progressive Web Apps Betriebssystem unabhängig programmiert werden, sind solche Apps kostengünstiger in der Entwicklung als Native Apps. Dadurch, dass die Web App mit allen Betriebssystemen funktioniert, können mit weniger Ausgaben mehr potentielle Nutzer erreicht werden. Ein weiterer Vorteil einer Web App ist, dass für die Benutzung keine Installation notwendig ist. Viele User sind müde geworden für alles eine App herunterzuladen. Doch durch HTML5 muss auf die Offline Speicherung von Daten und damit die Nutzung ohne ständigen Internetzugang nicht verzichtet werden. Web Apps können über Google & Co. einfach gefunden werden und sofort benutzt werden. Möchte der User die App trotzdem auf seinem Homescreen, kann diese mit einem Lesezeichen gespeichert werden. Da die Vermarktung und der Vertrieb nicht über Stores läuft, können Änderungen in Sekundenschnelle veröffentlicht und aktualisiert werden. Auch die Provision an den App Store Betreiber fällt weg. Jedoch muss die Web App eigenständig Vermarktet werden. Vorausschauend programmierte Web Apps können zu einem späteren Zeitpunkt in native Apps umgewandelt werden und damit kostengünstig die Vorteile von nativen Apps erreichen. Doch so schön diese Web Apps auch klingen, es gibt auch Nachteile. Da die App nicht auf dem Endgerät installiert wird, ist im Vergleich zu native Apps nur eine beschränkte Performance möglich. Zudem ist keine pixelgenaue Umsetzung möglich und die App hat einen beschränkten Zugriff auf die Gerätehardware. Zudem können Schwierigkeiten mit den verschiedenen Webbrowser auftreten. Zurzeit bieten Web Apps noch beschränkte Speichermöglichkeiten, was sich jedoch in Zukunft ändern kann.
Hybride Apps kombinieren die Vorteile von nativen und Web Apps. Der HTML Content kann für mehrere Plattformen genutzt werden und erlaubt den Zugriff auf die Gerätehardware. Auch bei den Nachteilen ist es eine Kombination der Nachteile von nativen und Web Apps. Beispielweise weisen hybride Apps eine beschränkte Performance auf und der HTML Content kann nicht pixelgenau umgesetzt werden. Zudem ist der HTML Content nicht Offline verfügbar.
Fazit
Bevor die Entwicklung einer App gestartet wird, macht es Sinn in den App Stores zu schauen, ob nicht bereits eine ähnliche oder gleiche App besteht. Vielleicht lassen sich dadurch auch Verbesserungsmöglichkeiten entdecken. Je nach Kategorie in der die App auftauchen soll, ist die Konkurrenz sehr gross. Die Lösung dazu wäre eine App in einer Kategorie zu entwickeln, bei der es noch nicht so viele App-Anbieter gibt. Bei der Entwicklung einer App sollte immer die User Experience im Fokus liegen. Die Funktionen der App sollten also einen Mehrwert für den User (Benutzer) bieten. Zu viele unnötige Funktionen bieten dem User vermutlich keinen Mehrwert. Daher ist es besser auf die Funktionen zu fokussieren, die der User auch braucht. Weniger ist mehr. Welche Art von App hängt dann von den Anforderungen und den Usergruppen ab.
© Für Swiss Marketing Bern, Patricia Aebischer, Master of Science in Business Administration
Quellen:
https://9to5mac.com/2017/05/05/average-app-user-per-day/
https://de.statista.com/themen/3517/mobile-apps-in-der-schweiz/
https://gs.statcounter.com/os-market-share/mobile/switzerland
https://www.incloud.de/blog/2017-05-wissen-native-app-web-app-hybride-app